Grundlagen entdecken
MIKA-Musik bedeutet Vielfalt, sie hat einen kulturellen Bezug, weckt den Forschergeist und die Schöpferkraft – und entsteht immer partizipativ. Lerne, was die MIKA-Praxis für dich, für das Kind und für das Kita-Team bedeuten kann.
Vielfalt
„Lärm oder Musik?“ – Das ist hier die Frage.
MIKA denkt Musik weit, einfach und individuell!
Alles klingt und kann Instrument werden.
Jedes Kind ist von Geburt an musikalisch aktiv.
Musikalische Vielfalt entdecken
Ich entdecke, dass vieles zu Musik werden kann: mein Gehen, mein die Tasche packen, mein Schlüssel-in-die-Hand-nehmen und natürlich auch mein über-eine-Trommel-streichen oder eine Rassel schütteln. Jede klingende Bewegung kann weiter erforscht werden. Und das, ohne mich ständig zu fragen: Mache ich etwas richtig oder falsch? Klingt das schön genug? Musik wird mit dieser Haltung leicht und spontan. Ich lerne, dass Musik mich überraschen darf und ich meine Musik „kann“.
Kinder machen vielfältige Musik
Ich bin in der Kita von einer großen Geräuschwelt umgeben. Das finde ich spannend! Auch beim Spielen entdecke ich immer neue Klänge, mit denen ich herumprobiere. Klingt die Murmel in der Dose so ähnlich wie der Löffel, den ich in der Tasse drehe? Manchmal verliere ich mich ganz in diesen Klangspielen und in meinen Gefühlen, Fantasien und Ideen dazu. Das kann dann ganz leise sein oder ganz laut, wenn ich mit meinen Freunden zusammen mit Kartontrommeln und Geschrei gerade einen Dieb verjage. Für die Erzieherinnen klingen unsere Geräusche manchmal nicht so schön, aber sie interessieren sich trotzdem dafür und spielen oft mit. Sie haben auch gute Ideen, z.B. benutzen sie unsere Geräusche dafür, zusammen ein Musikstück zu erfinden.
Vielfalt im Miteinander
Musik löst in der Kita bei uns Pädagoginnen und bei den Kindern unterschiedlichste Reaktionen aus. Die einen bekommen glänzende Augen, die anderen verspannen sich. Den einen ist es immer zu laut, den anderen kann es oft nicht laut genug klingen. Alltägliche Geräuscherzeugung zum Anlass für musikalische Aktivitäten zu nehmen, kann all diese unterschiedlichen Vorstellungen miteinander in Austausch bringen. Musik wird zum Experiment. Die klingenden Resultate müssen nicht allen gefallen. Es wird eher versucht zu verstehen, welchen Sinn diese Geräusche und diese Form an (Un-)Ordnung jetzt für das Kind haben könnten. Das hilft uns, auf Wertungen wie „schöne Musik“ und „chaotischer Lärm“ zu verzichten und stattdessen Bildungsprozesse in den Blick zu nehmen. Und: Wirklich alle – jedes Kind, alle Pädagoginnen, jedes Elternteil – können ihren persönlichen Zugang zu diesem offenen musikalischen Forschen und die eigene Freude daran finden.
Kulturwert
Wie wird mir fremde Musik vertraut?
MIKA schätzt die Musik anderer!
Musik anderer kann man sich aneignen.
Musik anderer kann überraschen und auch fremd sein.
Neugierde auf die Musik anderer
Ich werde mir meiner musikalischen Prägung bewusst, welche Musikstücke und (Kinder-)Lieder mir etwas bedeuten, welche Musikinstrumente ich kenne, welche Musikstile und Musikkulturen mich neugierig machen. Ich singe dann z.B. ein Lied oder spiele mit einem Musikinstrument, lasse die Kinder ein Musikstück von einer CD hören. Mich interessiert dabei die Reaktion der Kinder. Ihr Interesse an diesem Lied, dieser Spielform, dieser Weise, sich musikalisch auszudrücken, kann ich aufgreifen. So verbindet uns ein klassisches Violinkonzert, ein kurdisches Lied, eine Improvisationsregel, ein schon tausendfach gesungenes Kinderlied immer wieder neu. Und Musikstücke, die von anderen Menschen vorgedacht und erfunden wurden, machen die Kinder und mich neugierig auf die reichhaltigen Schätze verschiedener Musiktraditionen.
Kinder bereisen Musikwelten
Die Erzieherin singt uns ein Lied vor, das ihr gefällt. Manchmal singe ich mit oder tanze dazu. Manchmal höre ich einfach zu. Und sie fragt mich und meine Eltern beim Eltern-Kind-Nachmittag auch, welche Lieder bei uns zu Hause gesungen werden. Dann hat mein Papa uns allen vorgesungen, was er immer abends für mich singt. Und ich kann in der Kita mit Instrumenten spielen. Ich lerne, dass man auf dem Xylophon mit verschiedenen Schlägeln spielen kann und dass es „Pause“ heißt, wenn wir ganz still sind beim Musikmachen. Ich mag es auch, wenn wir Musik hören. Ganz verschiedene, mal mit Trommeln, mal mit Geigen und auch eine, wo jemand in einer Sprache singt, die ich nicht verstehe.
Ein gemeinsames Musik-Repertoire
Da wir im Team unterschiedlichste Erfahrungen mit Musik haben und Musik bekanntlich auch Geschmacksache ist, können wir vielfältige musikalische Praktiken einbringen. Manche von uns singen gern traditionelle Kinderlieder, andere tun sich leicht, die Lieder aus den Familien der Kinder und in anderen Sprachen zu lernen. Manche aus dem Team (und von den Eltern) spielen ein Musikinstrument und können sich damit einbringen. Manche tanzen sofort, wenn Musik erklingt. Dabei erleben wir alle, wie bedeutsam es für den Einzelnen sein kann, Musik zu machen und wie Menschen uns durch ihre Musik miteinander in Verbindung bringen. Ganz nebenbei lernen die Kinder und wir Pädagoginnen, wie Musikstücke aus anderen Kulturen klingen und welche Musik zu anderen Zeiten wichtig war. Es kann bei allen eine größere Offenheit für andere Musiken wachsen. Nach und nach entsteht so ein gemeinsamer Schatz an Liedern, musikalischen Spielformen und Playlisten, die unseren musikalischen Alltag prägen.
Forschergeist
Wie viel Musik steckt in allem?
Musikalische Aktivitäten integrieren alle Bildungsbereiche.
Mit Musik weiterlernen
Wenn ich Kinder beim Geräusche erzeugen beobachte, entdecke ich noch viele andere Themen. Manchmal ist die musikalische Aktivität angefüllt von Bewegungsaktionen, dann hüpfen, rennen die Kinder mit einer Rassel in der Hand oder sie versuchen treffsicher einzelne Klangstäbe anzuschlagen. Manchmal entsteht aus der Musik eine Frage und wir beginnen laut nachzudenken, Worte zu finden für das, was wahrgenommen werden kann. Manchmal ordnen Kinder die Klänge und Rhythmen, und das führt uns direkt in mathematisches Forschen. Für mich ist spannend, dass diese Themenwechsel nicht planbar sind. Die Kinder folgen anscheinend wirklich ihren eigenen Fragen. So kann ich sehr individuelle Lernbewegungen entdecken, wenn ich mir erlaube, mit den Kindern über Musik querbeet zu gehen. Musik mit Kindern ist immer mehr als Musik. Das regt mich selbst zu neugierigem Forschen an.
Kinder als Musikforscher
Wenn wir im Bewegungsraum mit Rasseln spielen, dann haben wir immer viele Ideen. Mal rennen wir rasselnd von einer Ecke in die andere, mal bleiben wir plötzlich ganz still stehen. Unsere Rasseln können sich auch in Schlangen verwandeln, die sich in einer Höhle ausruhen wollen. Mit der Erzieherin erzählen wir dann, was die Schlangen am Tag alles erlebt haben. Oder die Rasseln werden Zutaten für unsere Zaubersuppe. Dafür brauchen wir 5 Rasseln, 3 Glöckchen, 4 Trommeln und 2 Klangschalen. Wenn wir so Musik machen, dann haben wir viele Ideen und ich vergesse manchmal, dass ich Hunger habe.
Bildungsbereiche verbinden sich
Bildungsbereiche werden im Alltag durchlässiger, weil musikalische Aktivitäten im Moment entstehen und wir aufmerksamer werden für die Themenvielfalt, die über Musik angesprochen wird. Dadurch werden wir Pädagoginnen freier und unverkrampfter im Umgang mit Lernmomenten. Das individuelle und auch überraschende, kaum vorausplanbare Lernen der Kinder macht den Kontakt mit ihnen sehr lebendig. Auf eine positive Weise ist das auch anstrengend, da sich Lernprozesse mehr situativ entwickeln als kontrollieren lassen. Sie erfordern Wachheit und Spontanität von uns. Insgesamt wird bei uns im Team spürbar, dass wir deutlicher wahrnehmen, womit die Kinder sich beschäftigen und was sie lernen. Gleichzeitig bleiben wir weniger an von uns wahrgenommenen „Defiziten“ kleben. Das erzeugt für alle eine inspirierende Atmosphäre, die zum Forschen einlädt.
Schöpferkraft
Wie erfinden Kinder ihre eigene Musik?
MIKA heißt: eigene Musik erfinden, experimentieren, improvisieren, komponieren.
Achmeds Sinfonie
Mayas Wassermusik
Selbst erfundene Musik darf roh klingen und überraschen – es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“!
Von Musikerfindern überraschen lassen
Bei allem, was Kinder geräuschhaft und rhythmisch erzeugen, werde ich aufmerksam für das Gestaltungspotenzial darin. Wie formen die Kinder diese Geräusche und Rhythmen? Was wiederholen sie? Das unterstützt mich, ihre momentane Gestaltungskraft zu erkennen. Eigentlich vergleichbar mit dem, was zeichnerisch am Maltisch geschieht. Und im Nebeneffekt werde auch ich ermutigt und inspiriert, eigene Musikstücke zu erfinden. So entstehen im Alltag Mini-Musikstücke, oftmals nicht wiederholbar. Aber das Gefühl, Musik erfinden zu können, bleibt und es stärkt die Kinder und mich. Das sind Wirksamkeitserfahrungen. Manchmal frage ich mich morgens, wenn ich die Kita betrete, welche Welturaufführungen wir wohl heute hören.
Kinder als Musikerfinder
Wenn ich Geräusche mache mit der Sandschaufel oder meinen Gummistiefeln oder der Klangschale, dann fange ich an und höre wieder auf. Manchmal spiele ich lange, manchmal gefallen mir die Geräusche. Dann spiele ich das nochmal. Manchmal wünscht sich auch meine Erzieherin, dass ich das nochmal spiele. Dann versuche ich das, erfinde aber etwas Neues dazu. Nicht immer fällt mir ein Name für die Musik ein. Aber manchmal sagen andere Kinder: „Das ist Krokodilmusik.“ Und dann versuche ich morgen nochmal Krokodilmusik zu spielen. Wir haben in der Kita schon verschiedene Musiken erfunden. Manchmal können wir uns merken, wie die klingen. Manchmal vergessen wir sie wieder.
Gemeinsame Momente musikalischer Schöpferkraft
Weil wir alle – Kinder und Pädagoginnen – uns jetzt mehr damit beschäftigen, welche Musikwerke im Forschen der Kinder entstehen, wird die Kita zu so was wie einer Werkstatt oder einem Atelier. Die Kinder spielen ihre Musik und die klingt, wie sie klingt. Weil wir anregen zuzuhören, wie diese Musik klingt, entdecken Kinder und auch wir, wie Musik „komponiert“ werden kann. Diese Erfahrung, Urheberin zu sein, lässt alle Anerkennung erleben. Es entsteht Leichtigkeit, denn bei dieser Musik gibt es zunächst kein „Richtig“ und „Falsch“. Wenn Kinder dann ihre eigene Musik wiederholen wollen, beginnen sie zu üben. Das ist ein sehr eigenmotiviertes Üben. Es ist interessant, den Kindern dabei zuzuschauen, wie sie am Eigenen weiterlernen. Auch da sind Bildungsprozesse erkennbar.
Partizipation
Wie gelingt musikalische Interaktion auf Augenhöhe?
MIKA schafft Raum für Beteiligung. Jedes Kind kann auf seine Art mitmachen.
Im musikalischen Spiel wird erforscht, was unterscheidet, was miteinander, für- oder gegeneinander gestaltet werden kann.
Beteiligung ermöglichen
Es ist eine Herausforderung auszuhalten, dass ich nicht weiß, wohin die musikalische Aktivität führt. Die Ideen der Kinder, ihre Entdeckungen und Erkenntnisse wirken mit meiner Neugier und meinen Erfahrungen zusammen. Beim musikalischen Experimentieren und Gestalten entstehen regelmäßig Momente, in denen die Impulsgebung unter den Kindern und zwischen den Kindern und mir wechselt. In solchen Prozessen lerne ich selbst beständig weiter, wie ich Prozesse begleiten und gemeinsam mit den Kindern steuern kann. Dabei entwickle ich kontinuierlich meine Vielfalt an Rollen weiter: Die Handlungen der Kinder aufgreifen und eventuell in Worte fassen. Resonanz geben und den Kindern mitteilen, wie ihre Musik auf mich wirkt. Meine Ideen zur Verfügung stellen. Fragen stellen. Antworten geben. Für den Moment entsteht die Erfahrung: Die Kinder und ich bilden ein Musik-und-Lern-Team. Das trägt und motiviert weiter.
Kinder bestimmen mit
Wenn alle beim Spielen Ideen haben, dann ist das erstmal ein Durcheinander. Manchmal habe ich Ideen, die ich unbedingt ausprobieren will, manchmal finde ich die Ideen von anderen gut, manchmal fällt mir nichts ein und manchmal traue ich mich nicht, etwas zu sagen. Wir wechseln uns mit unseren Ideen auch ab. Die Erzieherin hört uns zu. Sagt manchmal, welche unserer Ideen wir schon ausprobiert haben oder noch ausprobieren könnten und zeigt uns auch ihre eigenen Ideen. Wir haben oft gar nicht so viel Zeit, alle Ideen auszuprobieren. Manchmal ärgert mich das. Toll finde ich, dass immer unsere eigenen Ideen in der Musik stecken, die wir erfinden.
Alle machen mit!
In der Kita entsteht eine Kultur der Beteiligung und der Verantwortungsübernahme, weil wir lernen, Prozesse nicht bis zu einem vorbestimmten Ergebnis vorauszuplanen, sondern sie sogar bewusst offen zu halten. Alle, die bei einer musikalischen Aktion dabei sind, unabhängig ob Kinder oder Pädagoginnen, können sich auf ihre Weise beteiligen. Damit beeinflussen sie Prozesse und die musikalischen Resultate. So nutzen wir den Ideenreichtum der Gruppe, und die unterschiedlichen Erfahrungen und Bedeutungen dieser Aktion für die Einzelnen werden transparent. Die Beteiligten lernen mit Freude und erleben Selbstwirksamkeit. Im weitesten Sinne ist das Demokratiebildung. Diese partizipative Praxis zu üben hat auch einen großen Wert für alle anderen Bereiche des Kita-Alltags und hilft beim Umgang mit Konflikten im Team oder bei der Kommunikation mit Eltern.